Level-up: Das Transformationskonzept als Hebel zur (Weiter)-Entwicklung der Nachhaltigkeitsstrategie 

Unternehmen können sehr individuelle Transformationskonzepte zum Erreichen der Treibhausgasneutralität erstellen, welche bei der Planung und Umsetzung der Nachhaltigkeitsstrategie unterstützen. Solche Transformationskonzepte und die Maßnahmen daraus sind teils förderbar und bereiten Unternehmen auf kommende Regularien und Berichtspflichten vor. Diese Konzepte sind somit eine Chance für Unternehmen, ein klares Zielbild und wirksame Maßnahmen zur Umsetzung zu entwickeln.

 

Die digitale und die nachhaltige Transformation zusammen denken 

In unseren letzten Blogposts haben wir bereits über Methoden und Potenziale der nachhaltigen Digitalisierung und der Zwillingstransformation (=Verzahnung von nachhaltiger und digitaler Transformation) berichtet. Heute stellen wir einen konkreten Ansatzpunkt vor, wie Unternehmen das Thema Nachhaltigkeit mit einem Transformationskonzept auf die nächste Stufe heben können. Und das Beste daran ist, dass Unternehmen sich das Konzept und die Maßnahmen zum großen Teil finanzieren lassen können. 

 

Erfolgreiche Nachhaltigkeitstransformation = Prozesse + Menschen 

Neben der allgemeinen Herausforderung, das problembehaftete Narrativ der Nachhaltigkeitstransformation in eine ansprechende Vision mit (auch ökonomischem) Potenzial zu verwandeln, berichten Unternehmen von Herausforderungen hinsichtlich der  Finanzierung, Priorisierung, Integration, Orchestrierung und Verankerung von Nachhaltigkeitsthemen. Obwohl das Thema Nachhaltigkeit auf breiter Ebene in den Führungsetagen angekommen ist, tun sich viele Unternehmen schwer, zusätzliche Ressourcen bereit zu stellen, um diesen Change strategisch zu treiben und das volle Potenzial daraus zu schöpfen. Es ist ein bisschen wie in der IT vor 20 Jahren: die Lösungen und Werkzeuge sind da, aber die Mitarbeitenden sind noch verhalten und das Management weiß noch nicht so recht, wie diese richtig eingesetzt werden können. Zudem mangelt es oftmals an einem klaren Zielbild und einem Konzept mit durchdachter Change-Architektur.  

Ein Transformationskonzept im Bereich Treibhausgasneutralität (THG) kann hier Abhilfe schaffen: Es entwickelt die Leitplanken auf dem Weg zur CO2-Neutralität und wird durch einen Dialog zwischen den relevanten Key-Stakeholdern erstellt und schafft ein gemeinsames Fundament mit glasklaren Zielen und Maßnahmen zu deren Umsetzung. Das Transformationskonzept kann entweder eingebettet in eine bestehende Nachhaltigkeitsstrategie erstellt werden oder – falls noch keine Strategie vorhanden ist – den Startpunkt für die Entwicklung einer Nachhaltigkeitsstrategie bilden. Somit fungiert das Transformationskonzept als Umsetzungshilfe der übergreifenden Strategie. Die Integration der einzelnen Bereiche in Verbindung mit dem Buy-In aller Akteure, diese Transformation als Chance zu sehen und kritische Bereiche zu hinterfragen, bietet zudem das Potential neue Produkte mit Impact und somit langfristig nachhaltige Wettbewerbsvorteile zu gewinnen. 

Was ist ein Transformationskonzept? 

Allgemein beschreiben Transformationskonzepte einen Prozess der wesentlichen Veränderung von einem aktuellen Ist-Zustand hin zu einem angestrebten Ziel-Zustand. Aktuell können Unternehmen Konzepte zur Planung und Umsetzung der eigenen Transformation hin zur Treibhausgasneutralität (Scope 1-3) erstellen und sich diese auch vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) im Rahmen der „Bundesförderung für Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft“ finanzieren lassen. Ist ein solches Konzept erst einmal erstellt, können Unternehmen zudem auch die Verlängerung des Zeitrahmens für die Umsetzung von bereits geförderten Investitionsvorhaben aus diesem Förderprogramm beantragen und sich somit auch die Maßnahmen zur Umsetzung über einen längeren Zeitraum finanzieren lassen. Diese Förderung umfasst unter anderem hocheffiziente Technologien, Energiemanagement-Systeme inklusive Hard- und Software sowie die energie- und ressourcenbezogene Optimierung von Anlagen und Prozessen. 

Mit diesem Transformationskonzept können sich Unternehmen also nicht nur einen wesentlichen Teil der Nachhaltigkeitsstrategie, sondern auch konkrete Maßnahmen zu deren Umsetzung finanzieren lassen. 

 

Ist das für mein Unternehmen relevant? 

Die Erstellung eines Transformationskonzeptes hinsichtlich Treibhausgasneutralität kann für alle Unternehmen interessant sein, die einen energetischen Bezug zu ihren Prozessen nachweisen können. Dafür genügt bereits ein Serverraum im Keller. Eine wichtige Grundvoraussetzung ist, dass die Verantwortlichen auch wirklich bereit sind, dieses Ziel strategisch zu setzen. Eine wichtige Voraussetzung zur Förderung ist, dass sich der jeweilige betrachtete Unternehmensstandort in Deutschland befindet.  

Das Transformationskonzept ist eine Chance für Unternehmen, die wirklich bereit sind, ihre Produkte und Prozesse in Frage zu stellen, Maßnahmen mit einem klaren Ergebnis zu entwickeln und umzusetzen. Je nach Reifegrad des jeweiligen Unternehmens und der Netzwerkstruktur bieten sich verschiedene Ansatzpunkte: 

    1. Unternehmen, welche noch nichts oder wenig in Richtung Nachhaltigkeit unternommen haben, können das Thema auf Potenziale untersuchen und ein solides Fundament für kommende Regularien und Berichtspflichten schaffen. 
    2. Unternehmen, in welchen vereinzelte Projekte und Strukturen zum Thema Nachhaltigkeit vorhanden sind, können die verstreuten Ideen und Projekte in einer integrierten Strategie zusammenführen.  
    3. Unternehmen, welche bereits interne Strukturen etabliert haben, können zusätzliche Potenziale aufdecken, indem Sie die vor- und nachgelagerte Wertschöpfungskette betrachten.  
    4. Zusätzliche Potenziale können gehebelt werden, wenn sich Netzwerke oder Kooperationspartner entschließen, die Nachhaltigkeitstransformation gemeinsam im Konvoi anzugehen.  
    5. Unternehmen, die beispielsweise bereits eine IST-Analyse gemacht haben, können den Schwerpunkt im Transformationskonzept auf erweiterte Maßnahmen und optionale Komponenten legen. 

Für Unternehmen, die sich in der Nachhaltigkeitstransformation bereits als Pionier positioniert haben, dürfte ein solches Transformationskonzept wahrscheinlich weniger interessant sein. 

 

Und wie sieht ein Transformationskonzept aus? 

Öffentlich zugängliche Beispiele für Transformationskonzepte im Bereich Treibhausgasneutralität (THG) sind schwer zu finden. Das dürfte unter anderem daran liegen, dass es besagte Förderung erst seit November 2021 gibt. Grundsätzlich lässt sich aber sagen, dass das Transformationskonzept als Teil der Nachhaltigkeitsstrategie einzuordnen, und dass die Bandbreite der möglichen Lösungen relativ groß ist, sodass je nach Unternehmen sehr individuelle Inhalte entwickelt werden können.

Folgende Inhaltsleitplanken sind von der BAFA vorgegeben: 

  • Darstellung des IST-Zustands der THG-Emissionen bzw. der THG-Bilanz innerhalb der gewählten Bilanzgrenzen;  
  • Formulierung eines THG-Neutralitätsziels bis spätestens 2045;  
  • Ein längerfristiges (mindestens zehn Jahre nach Antragstellung) und konkretes THG-Ziel (SOLL-Zustand) für den/die betrachteten Standort(e);  
  • Maßnahmenplan für die Zielerreichung beziehungsweise die Transformation von IST- zu SOLL-Zustand;  
  • Einsparkonzept(e) für mindestens ein Vorhaben des EEW-Förderprogramms;
  • Verankerung des Transformationskonzeptes in der Unternehmensstruktur. 

Neben diesen Grundbestandteilen kann ein Transformationskonzept optionale Komponenten enthalten. Zu diesen zählen beispielsweise die Themen:

  • Produktionsreduktion (z. B. durch die Entwicklung hin zu As-a-Service Lösungen) und Auslagerung von Prozessen (z. B. durch Co-Creation), 
  • Beschreibung der Chancen und Risiken der Handlungsoptionen (Problemstellungen identifizieren, die aus heutiger Sicht noch nicht lösbar sind), 
  • Bewertung der Chancen und Risiken mithilfe von Szenarien und weiteren Tools, 
  • Gegenüberstellung alternativer Handlungsoptionen und Priorisierung einer Handlungsoption.  

Wir können also festhalten, dass das Transformationskonzept einen soliden und breiten Blumenstrauß an möglichen Inhalten bietet, die von Unternehmen zu Unternehmen sehr individuell aussehen können. 

 

Was gibt es sonst zu beachten? 

Grundsätzlich können Unternehmen die Antragsstellung selbst übernehmen. Jedoch wird zur Antragsstellung eine Erläuterung der geplanten Leistungen gefordert, welche mit aussagekräftigen Angeboten hinterlegt sind. Deshalb bieten viele Plattformen und Beratungen diesen Service mit einem Vertrag mit Rücktrittsklausel an, der nur in Kraft tritt, wenn die Förderung genehmigt wird. Um die damit einhergehenden hohen Kosten und Risiken zu mindern, sind Unternehmen gut beraten, ein grobes Erstkonzept auf Basis einer Potenzialanalyse zu entwickeln, um die Machbarkeit sicherzustellen. Dieses dient dann als Fundament für die Antragsstellung und gibt beispielsweise auch Kriterien für die Auswahl von geeigneten Kooperations- und Umsetzungspartnern vor. 

 

Und wie geht’s jetzt weiter? 

Wir unterstützen Euch im ersten Schritt gerne bei der Potenzialanalyse und bieten einen Kick-off Workshop, in welchem wir gemeinsam ein Erstkonzept erstellen. Bei speziellen Fragestellungen arbeiten wir mit Partnern zusammen, die z.B. auf das Thema Klimabilanzierung und Reduzierung von Treibhausgas-Emissionen auch in komplexen Unternehmen spezialisiert sind. Als Nachhaltigkeits-Boutique mit dem Schwerpunkt “Change-Management-4-Sustainability” sehen wir uns im weiteren Prozess als Experten für die Orchestrierung der Maßnahmen, auch über Unternehmensgrenzen hinweg.  

Wer tiefer in das Thema „Nachhaltigkeitstransformation“ einsteigen möchte, dem empfehlen wir unser Training Transformation zum nachhaltigen Unternehmen – wie der Wandel gelingt, dass am 27./28. September 2022 stattfindet. 

Unsere zweiten Hamburger Nachhaltigkeitsdialoge stehen unter dem Titel Der Mensch in der Nachhaltigkeitstransformation: Was kannst Du tun? Was kannst Du beitragen? Wie kannst Du Menschen begeistern und mitnehmen? Die Veranstaltung findet am 27.09.2022 von 13:00 – 17:00 Uhr online statt.

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