Same, same, but different: Die nachhaltige und digitale Transformation im Vergleich

Organisationen sehen sich neben anderen derzeit mit zwei großen Zukunftsthemen konfrontiert: Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Beide stellen große Herausforderungen dar, von deren Bewältigung der Erfolg, gar der Fortbestand von Organisationen abhängig ist. So lässt sich die Nachhaltigkeitstransformation in mancher Hinsicht mit der digitalen Transformation vergleichen. Aber können wir die beide Herausforderungen mit denselben Rezepten bearbeiten?

Die Parallelen liegen auf der Hand:

Beide stellen auf tiefgreifende Weise die Betriebssysteme und „Licence to operate“ von Organisationen in Frage. Beide sind erst wirklich erfolgreich, wenn es gelingt, Kernwertschöpfungsprozesse umzustellen und neue, auf diesen Paradigmen fußende Produkte zu entwickeln – also weg von der Verminderung von Schadschöpfung hin zur aktiven Erhöhung von Wertschöpfung. Ein paar digitale Unterstützungsprozesse und die Einhaltung von SDG-Kriterien reichen nicht – es geht um die aktive Gestaltung zukunftsweisender Produkte mit Impact.

Nur weil wir alle eine Meinung dazu haben, kommen wir in beiden Themen mit Alltagswissen längst nicht mehr weiter. Es geht nicht mehr nur um ein bisschen Social Media und digitale Urlaubsanträge, nicht um fluffig geschriebene Kapitel zu Unternehmensspenden im Geschäftsbericht oder ein kleines Recyclingprojekt. Sondern um daten- und algorithmusbasierte Wertschöpfungsprozesse in Echtzeit, um komplexe und tiefgreifende Reportingsysteme oder technologiegestützte Circular Economy-Ansätze. Dazu braucht es tiefgreifendes Fachwissen im jeweiligen Arbeitsgebiet und SpezialistInnen, die ihr Handwerk verstehen.

Bei beiden Transformationen geht es um Mindset – es braucht nicht nur ein digitales, sondern auch ein nachaltiges Denken. „Sustainable first“ ist mindestens genauso relevant wie „digital first.“ Es geht also nicht ohne die Arbeit mit den Menschen und ihren Haltungen in einer Organisation.

Beiden Themen ist gemein, dass sie zumindest in der Umstellungsphase erhebliche zusätzliche Ressourcen bedürfen. Wer glaubt, diese Themen nebenbei bedienen zu können, liegt falsch. Es braucht strategisches Management, zusätzliche finanzielle Ressourcen und weitere Menschen, die für die Themen brennen.

Und natürlich ist Leadership ein zentraler Erfolgsfaktor – auf die Nachhaltigkeitstransformation bezogen, sprechen wir von Sustainable Leadership, das sich dieser Tage erst noch entwickeln muss.

Wir sehen also genug Parallelen, um mit ähnlichen Ansätzen im Change Management zu arbeiten: Kommunikation, Qualifikation und Beteiligung sind zentral. Wir brauchen Veränderungen an Haltungen, Aufbau von Wissen und völlig neue Prozesse.

…und die Unterschiede?

Einige Faktoren unterscheiden die beiden großen Transformationsbewegungen dennoch und erfordern mindestens intensivere, wenn nicht gar neue Maßnahmen auf diesen Gebieten:

Handlungsdruck ist größer

Organisationen, die sich der Digitalisierung nicht stellen, werden Wettbewerbsnachteile haben, im schlimmsten Fall gehen sie unter. Das Gleiche gilt zwar auch für die Nachhaltigkeitstransformation – aber wenn wir darin scheitern, scheitern wir nicht nur als Einzelorganisation, sondern als Gesellschaft. Für heutige und kommende Generationen. Die Nachhaltigkeitstransformation duldet keinen Aufschub, es eilt und ist äußerst dringend. „Failure is not an option“ – dieser Satz gilt für die nachhaltige Transformation noch viel mehr als die digitale.

Kooperationen sind zentraler

Noch mehr als bei ihrer Digitalisierung ist die Re-Organisation von Geschäftsprozessen nach ökologisch und sozial nachhaltigen Kritierien abhängig vom Zusammenwirken mit beteiligten Stakeholdern in der Wertschöpfung. Komplexe Lieferketten lassen sich nicht top-down, sondern nur im Zusammenspiel mit einer Vielzahl von Beteiligten und zum Teil neuen Partnern neu ausrichten. Das erfordert neue Kompetenzen im vernetzten Denken, in der Kommunikation und im Stakeholdermanagement.

Werte müssen konsequenter gelebt werden

Während wir es uns bei der Digitalisierung durchaus erlauben können, privat und beruflich unterschiedliche Maßstäbe anzulegen, kann das in Sachen Nachhaltigkeit nicht gelingen. Wer sich privat immer noch für das Auto für den Weg zum Bäcker entscheidet und Fast Fashion liebt, wird auf Dauer kaum authentisch die Nachhaltigkeitstransformation im Unternehmen voranbringen können. Das gilt erst recht für Führungskräfte, von denen als „Leader“ gute Beispiele erwartet werden. Nachhaltigkeitswerte bekommen damit eine größere Bedeutung und müssen konsequent in unterschiedlichen Sphären gelebt werden. Eine große Aufgabe für Recruiting, Personal- und Führungskräfteentwicklung.

Narrativ bedeutsamer

Das Narrativ rund um Nachhaltigkeit ist im Vergleich zur Digitalisierung eher mit Verzicht und Rückschritt behaftet, sie wirkt problemorientierter und angstbehafteter. Digitalisierung umgibt hingegen die Aura von Innovation und (auch ökonomischer) Zukunftsperspektive. Das digitale Narrativ passt besser in ein gewohntes Denken, das Technologie als Beitrag zur Kostensenkung und zu neuen Umsatzpotentiale sieht. Das Verändern des Nachhaltigkeit-Narrativs ist eine große Herausforderung für die Kommunikation rund um diesen Change.

Die Zwillingstransformation meistern

Die Parallelen zwischen Nachhaltigkeitstransformation und digitaler Transformation liegen also durchaus auf der Hand. Die Umstellung auf sozial und ökologisch nachhaltiges Wirtschaften stellt allerdings ungleich höhere Anforderungen an Tempo, Kooperationsfähigkeit, Authentizität und die Gestaltung von Narrativen. Sich diese Unterschiede bewusst zu machen ist der erste Schritt für ein gelingendes Change Management dieser großen Aufgabe. Dennoch sind beide Herausforderungen nur gemeinsam zu bearbeiten. Von einer „Zwillingstransformation“ wird da gesprochen, deren erfolgreiche Bearbeitung bei aller enormen Anstrengung signifikante Vorteile für Organisationen bietet.

Wer über die praktische Umsetzung dieser großen Aufgabe mehr wissen will: Einen kombinierten Ansatz der Integration von Digitalisierung und Nachhaltigkeit stellen wir hier vor: Zum Blog-Post

Und demnächst steht wieder unser Praxis-Training „Bits, Bäume und Herz – Wie kommt das Nachhaltige ins Digitale?“ an: Zum Heldenrat-Training

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