4. Hamburger Nachhaltigkeitsdialoge

Chancen der sozialen Nachhaltigkeit für Unternehmen

Die 4. Hamburger Nachhaltigkeitsdialoge fanden am 12.10.2023 zum übergreifenden Thema „Soziale Nachhaltigkeit“. In diesem Jahr hatten wir die große Freude im Rahmen unserer hybriden Gestaltung einen Teil der Teilnehmenden vor Ort im schönen Dockland am Hamburger Hafen zu begrüßen. Die Zeit in den Pausen, sowie nach Abschluss des offiziellen Programms wurden intensiv für Gespräche und Netzwerken genutzt.

Der Nachmittag begann wie immer mit einer Keynote, die dieses Mal von Hans Rusinek (Universität St. Gallen) gehalten wurde. Unterhaltsam und inspirierend brachte er uns die Idee näher, die Arbeitswelt als Reallabor für die Klimakrise zu sehen, dann sie der entscheidende Ort für „nicht-traumatisierendes, gemeinschaftliches, nachhaltiges Umlernen“. Wichtig für diese Umlernen sei es jedoch zu erkennen, dass der Mensch sich nicht durch Texte, Zahlen oder Visionen ändert, sondern geprägt ist von oft unterbewussten sozialen Praktiken und Selbstverständlichkeiten: „Haben wir immer schon so gemacht.“ Hans lädt dazu ein, sich die Frage zu stellen: „Warum machen wir das denn immer so und nicht anders?“ Und sich dann im Kontext der Arbeit bewusst für andere Umgangsformen, Problemlösungen, Vorgehen, Prozesse und Routinen zu entscheiden, um gemeinsam die sozialen Praktiken neu zu programmieren. Dafür muss vor allen Dingen darauf geachtet werden, diese neuen Handlungsweisen mit dem Dreiklang aus Mindest, Skillset und Toolset zu begleiten, damit sie sich festigen können.

Corporate Volunteering

Hilke Posor (Heldenrat GmbH), um 10 Learnings aus dem sozialen Sektor. Aufgrund der langen Historie des Heldenrat Vereins, der sich ehrenamtlich für die Zukunft sozialer Initiativen einsetzt, konnte Hilke über die Zeit viele Erkenntnisse sammeln, die sich ideal auch auf Wirtschaftsunternehmen übertragen lassen: Purpose und soziale Mission als Motivationsfaktor für Mitarbeitende, Führungskräfte und Stakeholder; Wirtschaft kann auch ohne Gewinnmaximierung funktionieren; Führung klappt auch unter der Bedingung von Unverbindlichkeit; Vielfalt trägt zum Erfolg bei; und vieles mehr. Ein weiterer Vorteil von sozialem Engagement ist, dass man in einem sicheren Rahmen einfach mal etwas ausprobieren und so neue Kompetenzen aufbauen kann. Eine Frage, die im Plenum gestellt wurde, war: Wie können wir denn unsere Mitarbeitenden motivieren, sich sozial zu engagieren?“ Es ergab sich eine wertvolle Diskussionsrunde zu den Themen Zeit und Ressourcen, Zwang und Freiwilligkeit, Arbeit und Privat, Interessen, Motivation, Kompetenzen und Hürden.

Bilanzierung von sozialer Nachhaltigkeit

In der anderen Session ging es derzeit deutlich weniger emotional zu. Leonie Schmitt (Regionalwert Research gGmbH), die dankenswerter Weise spontan für ihre Kollegin eingesprungen ist, berichtete vom Projekt „Quarta Vista“, welches Wege findet, Maßnahmen der sozialen Nachhaltigkeit zu bilanzieren. So sollen die Vorteile, Werte und Veränderungen, die durch soziale Nachhaltigkeit im Unternehmen hervorgerufen werden, quantifizierbar werden. Quarta Vista bezeichnet sich selbst als „Navigationssystem für werteorientierte Unternehmen“, welches Nachhaltigkeit in Form von Dashboards und Bilanzzahlen sichtbar macht.

Die Obacht!-Kampagne

In der letzten Session des Tages stellt Carolin Schlegtendal (HR Director & DE Managerin) eine Kampagne vor, die sie vor einiger Zeit selbst bei der PAYBACK Group geleitet hat: „Obacht! Unbewusste Vorurteile“. Auf charmante, spielerische Weise sollten die Mitarbeitenden auf unbewusste, automatisierte Vorurteile aufmerksam gemacht werden, die an verschiedenen Stellen zu schlechten Entscheidungen und damit zu schlechter Unternehmenskultur führen können. Durch Postkarten mit kleinen Geschichten, die auf typische Denkmuster aufmerksam machen sollten, über witzig gedrehte Filmchen bis hin zu „Obacht!-Karten“ für jeden Mitarbeitenden wurde die Kampagne über lange Zeit erfolgreich im Unternehmen eingesetzt. Auch heute noch – einige Zeit später – nutzen viele Mitarbeitenden den niedrigschwelligen Weg eine Obacht!-Karte in die Kamera zu halten oder am Meetingtisch hochzuheben, wenn jemandem ein unbewusstes Vorurteil auffällt.

Kollegiale Fallberatung

Bei den letzten Nachhaltigkeitsdialogen erfolgreich erprobt, haben wir das Format nun wieder in 3 Sessions eingesetzt: Die kollegiale Fallberatung. Eine/e FallgeberIn schildert eine Herausforderung aus der eigenen Praxis, die anwesenden Teilnehmenden beraten untereinander, was sie als Lösung vorschlagen würde. Richard Stiller (Junge Die Bäckerei.), Alissa Ritter (Rosenthal – Arcturus Group und Judith Borowski (NOMOS Glashütte) haben in ihren Sessions hoch aktuelle Fragestellungen der sozialen Nachhaltigkeit aus ihren Unternehmen zur kollegialen Fallberatung durch die Teilnehmenden beigesteuert. Es entstand eine angeregte Diskussion unter den kollegialen Berater:innen, die wertvolle Anregungen geben konnten.

Abschluss bei Naturwein

Nach dem gelungenen Tag ging es für die Teilnehmenden vor Ort zum gemütlichen Teil über. Bei kleinen Snacks, Getränken und Wein gab es die Möglichkeit sich weiter zu vernetzen – diese Gelegenheit wurde rege genutzt: kollegiale Fallberatungen wurden weitergeführt, offene Fragen an die Referent:innen gestellt, Bewerbungstipps und Weinwissen geteilt. Es war mal wieder ein wunderbarer, erkenntnisreicher Tag.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Beteiligten, die diesen Nachmittag mit Ihren Fragen, Beiträgen und Anregungen zum Erfolg geführt haben!

Für alle, die nicht dabei waren, aber beim nächsten Mal gern mitmachen würden, empfehlen wir die Anmeldung zu unserem Newsletter.

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